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Der Schwamm aus dem Meer

An einem der letzten Tage gingen wir wieder in dieses Bio-Geschäft. Es hat nicht viel mit den herkömmlichen Bioläden gemein, in denen es doch meist etwas seltsam riecht und man statt mit einem vollen Korb dann wohl eher mit einer Packung Haferflocken nachhause geht. Die Preise. Einen "gesunden Geruch", würde unsereiner hinter vorgehaltener Hand sagen. Wobei der natürlich nichts mit dem Geruch im Krankenhaus zu tun hat – denn überhaupt - Krankenhaus und gesund, Fragezeichen. Vor allem wo in letzter Zeit niemand aus meinem Bekanntenkreis lebendig aus einem Krankenhaus zurückkam.

Doch daran dachte ich nicht, als ich über die Schwelle des Ladens trat, in dem übrigens Seife verkauft wird. Neutral riechende Seife und duftende Seife. Angenehm, unaufdringlich duftende Seife. Ich wählte erst einmal zwei Naturseifen aus, für mein Gesicht, mit seiner so genannten Problemhaut, die des Öfteren Rötungen aufweist, die frau wohl grundsätzlich zu verstecken verpflichtet ist, bevor sie das Haus verlässt. Als ich vor kurzem völlig ungeschminkt zur Arbeit ging, sprach mich nur eine Kollegin darauf an, was ich als ziemlichen Fortschritt empfinde. Ich empfehle Naturseife, für diese Haut, das beruhigt sie.

In der Zwischenzeit hatte mein Freund bereits an die zehn andere Seifen in das Papiersäckchen gelegt, wollten wir doch nach dem Aufbrauchen des Duschgels nichts anderes mehr als Seife benutzen. Gesünder, billiger, natürlicher. Eigentlich total logisch, alles andere könnte man als abnormal bezeichnen.

Ich ließ mir unterdessen die Inhaltsstoffe der Hautcremes erklären, deren Preise übrigens weit unter denen liegen, die uns im Fernsehen als Bio angepriesen werden und laut der Verkäuferin ungefähr 1% natürlicher Inhaltsstoffe beinhalten. "Das ist alles Marketing, und dann zeigen die noch Blumen im Fernsehen und....", fuhr sie fort. Da fiel mir ein, dass ich seit längerer Zeit einen Schwamm kaufen wollte. Tatsächlich sah ich, im hintersten Winkel des Ladens einen Glasbehälter mit gelben Gebilden darin. "Das da hinten – sind das Schwämme?", fragte ich die Verkäuferin und ging direkt in besagte Richtung. Es kann sein, dass ich sie in ihrem Wortschwall unterbrochen hatte, denn diese Verkäuferin redet gerne und viel. Ich denke, dass sie aus einer Region an der Grenze zur Schweiz kommen muss, denn, um etwas als positiv zu beschreiben, benutzt sie gerne den Ausdruck "Tip top." Außerdem ist sie noch blasser als ich. Sie hat auch diese Rötungen um die Nasenpartie – ich frage mich, wie sie sich überhaupt traut ungeschminkt aus dem Haus zu gehen. LOL. MDR, kann man in Frankreich sagen. Ich hoffe der liebe Leser versteht meinen Sarkasmus, denn sonst muss er mich für gestört halten. Nehmt es mir nicht übel, nicht auf die Leserin hinzuweisen, von der weiß ich schließlich, dass sie den Sarkasmus versteht. Und an Sexismus sollte er sich auch gewöhnen, ist schließlich ein sehr wichtiger Teil unserer Gesellschaft. Gleich nach koksenden Politikern und ihren minderjährigen Liebhaberinnen, die sie bei mangelndem Taschengeld vor den Richter führen.

"Ja, das sind Schwämme aus dem Meer." Sie zog einen gelben, löchrigen Schwamm aus dem Glasbehälter. "Im Moment -50%. Sie kommen aus dem Mittelmeer, wurden in der Umgebung gesammelt. Leider ist es mittlerweile schwierig, die überhaupt zu finden." Sie strich mit der Hand über den Schwamm. Ich schaute sie fragend an. "Nicht, weil sie so oft benutzt oder verkauft werden, sondern wegen der Umweltverschmutzung. Die sterben aus... oder... keine Ahnung, werden auf jeden Fall weniger." Ich nickte. Wir unterhielten uns noch ein bisschen über die neue Regelung, die Plastiksäckchen verbietet.

Am nächsten Morgen, nach der Nachtschicht, wusch ich mir mein Gesicht mit meinem neuen Schwamm. Sobald der nass ist, ist er so weich wie Seide. Kein Vergleich mit den Imitationen. Ich nannte ihn sogleich den perfekten Schwamm, zeigte ihn aufgeregt meinem Freund. Kurze Zeit später erzählte ich auch meiner Mutter am Telefon davon. "Ich kenne die Schwämme aus dem Meer.", antwortete sie mir. "Du doch auch! Als du ein Kind warst, haben wir die doch immer im Urlaub gesammelt!"


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