top of page

Die Entstehung des blassrosa Covers

Von der Entstehung des blassrosa Covers

Am Ende einer inspirierenden Besprechung mit Kaffee, Kuchen und ein paar Gläschen (oder doch Flaschen?) Wein, ließ ich das Verlagshaus und die bedburger Kälte hinter mir, um zurück nach Südfrankreich zu kehren. Von da an begann Buch konkreter zu werden. Kennst du den Moment, an dem du dein Werk nicht mehr beurteilen kannst? Das muss nicht unbedingt eine Geschichte sein – ich spreche von jedem beliebigen kreativen Projekt. Damals beim Tanzen ging es mir oft genauso – da arbeitete ich Stunden, oder gar Tage, Wochen an einem Projekt (im blassrosa Fall sogar über ein Jahr) – die meiste Zeit über strotzte ich vor Inspiration. Manchmal musste ich über meine eigenen Pointen lachen oder hin und wieder überraschte mich was da plötzlich auf meinem Bildschirm stand, wie von Geisterhand geschrieben. Manchmal schwand die Inspiration und ich begann zu zweifeln – doch früher oder später kam sie immer wieder.

Irgendwann muste ich mich diesem weniger kreative Teil widmen. Soll heißen; prüfen, ob vorne und hinten alles zusammen passt. Will ich wirklich sagen was da steht? Könnte man das völlig falsch interpretieren und wie kann ich das vermeiden? Passt diese Aussage überhaupt zu dem Protagonisten, der spricht? Widerspricht sich dieser Teil mit dem Rest der Geschichte? Bevor das Skript zu einem Buch wurde, überarbeitete ich es so oft, dass ich seine Qualität überhaupt nicht mehr beurteilen konnte. War es wirklich so genial oder hatte ich mir das während all der Zeit nur eingebildet? Ich beruhigte mich mit dem Gedanken, dass ich schließlich genau damit meinen werten Verlag überzeugt hatte. So beschloss ich das Resultat zu akzeptieren. Bestimmt könnte man ein Skript immer verbessern, vor allem, wenn man an sich selbst arbeitet und dadurch dazu lernt. Doch irgendwann soll es schließlich doch zu einem Buch werden. Und dafür müsste das Skript seine Reise zum Verlag antreten.

So klickte ich eines Tages, in einem besonders mutigen Moment auf "senden". Daraufhin galt es letzte Details zu überprüfen. Detailliertere Details als ich zuvor bereits überprüft hatte. Ich - die natürlich nach all der Zeit einen völlig anderen Blick auf Blassrosa hatte (in etwa den Blick eines Blinden) wurde an dieser Stelle von der Lektorin Sabrina gerettet. Was auch immer Sabrina ausbesserte (Rechtschreibung, Grammatik, Logik...), war im Dokument rot angestrichen und musste von mir erst akzeptiert werden – das heißt erst einverstanden sein oder nicht, wenn ja Klick rechts auf das Wort, Klick auf "akzeptieren". Das klingt im Nachhinein natürlich nicht besonders aufwenig, bedenke aber, dass Blassrosa 255 Seiten hat – 255 Seiten, die besagte Aufgabe dann doch ziemlich langwierig werden ließen. Sabrina arbeitet nicht nur sehr genau, sondern auch noch superschnell – was bedeutet, dass ich bald mit rot angestrichenen Wörtern überflutet wurde. Alles kann natürlich nicht solchen Spaß machen, wie das Schreiben selbst, dachte ich mir und klickte tapfer weiter auf die roten Wörter.... und weiter.... und weiter.... Selbst dann noch, als mir beinahe die Lider zufielen..... Manchmal klickte ich sogar noch im Traum.

Zu genau dieser Zeit sollte auch das Cover konkreter werden. In Gedanken hatte ich natürlich schon viele Ideen gesammelt, eine genaue Vorstellung fehlte mir jedoch. Ein Haus sollte drauf, am besten ein typisches Vorstadthaus – kein Hochhaus wie im Norden von Paris, sondern so eines wie das, in dem wir vor unserem Umzug in den Süden gewohnt haben.... Mein Vater, ein Hobbykünstler, erklärte sich mit Freude dazu bereit ein solches Haus zu zeichnen. Eine Vorlage bräuchte er jedoch – schließlich waren Jahre vergangen, seitdem er unser altes Vorstadthaus gesehen hatte... Ob ich ein Foto davon hätte, wollte er wissen. Ein Foto? Von dieser Bruchbude? Aus welchem Grund hätte ich denn jemals dieses hässliche alte Haus mit abbröckelndem Verputz fotografieren sollen? So suchte ich mehrere Modelle im Internet, die als Inspiration dienten. Ich bat meinen Vater darum erst einmal eine Bleistiftzeichnung anzufertigen.

Konnte das Blassrosa – Cover nun wirklich blassrosa werden? Blassrosa ist ja doch eine ziemlich kitschige Farbe und man sollte mein Buchcover doch nicht mit einem Babypyjama verwechseln... Ob es originell wäre den Titel in einer anderen Farbe zu schreiben? Als eine Art psychologischer Trick? Du siehst, lieber Leser, manchmal arten meine Gedanken in viel zu viele Richtungen aus, wo es doch eigentlich auch ganz einfach ginge...

Einige Zeit später kam der erste Entwurf. Das Haus, mit einem, am Himmel schwebenden Fuchskopf. Das ganze in einem blau-Schimmer, den meine Schwester mit einem dieser mir unbekannten Bearbeitungsprogrammen darüber gelegt hat. Blau? Blassrosa in blau. Nein, das ging eigentlich nicht, blassrosa konnte nicht blau sein. Aber ein Farbschimmer anstatt eines Babypyjamas war vielleicht keine so schlechte Idee. Den Fuchs am Himmel fand ich irgendwie kitschig, es sah fast ein bisschen aus als wäre er tot und würde über die Hausbewohner wachen – also Fuchs am Himmel, das ging auch nicht so ganz... Aber das Haus, das fand ich toll. Also kein schlechter Entwurf. Du kannst ihn gerne am Ende des Buches anschauen, lieber Leser, dort ist er nämlich abgebildet.

Der Mailaustausch mit Verlag und Lektorin ging natürlich stets weiter. Mit dem Verlag wurden nun zusätzliche Überlegungen betreffend des Covers besprochen. Kerstin (Kerstin und Zsolt sind die Chefs des Verlags, du findest sie auf der Seite von Buch ist mehr) schlug einen Hund vor dem Zaun vor. Einen Hund? Aber wieso denn einen Hund? Es kam doch gar kein Hund im Buch vor, kein einziges Mal. Obwohl... ein Hund... in einer Vorstadt... der konnte schon einmal an einem Haus vorbeispazieren. Außerdem könnte er das Bild noch interessanter machen. So bestellte ich bei dem lieben Papa einen Hund. Hund kam drauf, Hund blieb. Nach längeren Überlegungen fand ich doch, dass das Haus einen leichten blassrosa Stich bekommen müsste, was es dann auch bekam. Damit war das Bild wirklich spitze. Alle Beteiligten waren zufrieden und glücklich bis ans Ende ihrer... Halt. Irgendwie war dieses Bild ziemlich düster, für einen humoristischen Roman. Sollte ein Cover eines humoristische Romans nicht irgendwie.... humoristisch aussehen? Aber nach all den Stunden, die mein Vater nun in sein Ölgemälde (Ja, das Cover ist ein Ölgemälde, dass in meiner Küche hängt) investiert hat konnte ich doch nicht einfach von ihm verlangen ein neues zu zeichnen! Außerdem gefiel es mir schließlich richtig gut... und... wie sollte denn ein humoristisches Haus überhaupt aussehen? Wie bei den Schlümpfen?

Ich legte die Zweifel ab und kam kurz darauf auf eine Lösung: Es fehlte schließlich noch der Schriftzug. Das leicht düster wirkende Bild könnte schlicht und einfach im Kontrast zu einem "humoristischen Schriftzug" stehen – ein bisschen wie die Handlung selbst: eine humoristische Erzählung mit ernstem Inhalt. Dieser Gedanke gefiel mir. Zu dem Mailaustausch zwischen Sabrina, dem Verlag und mir kam der zwischen Attila (dem Grafiker), dem Verlag und mir. Ich bat ihn um eine "lustige Schrift", ohne selbst wirklich eine Ahnung davon zu haben, was ich mir denn darunter vorstellte. Bald darauf kam auch schon das blassrosa Cover, wie wir es heute kennen, in meinem Maileingang an. Den, von Attila gezeichneten, blassrosa Schriftzug fand ich sofort spitze. Genauso sollte eine "lustige Schrift" aussehen. Ein bisschen zwiegespalten war ich aufgrund des Untertitels. Schließlich ist das eine Schriftart, die wir alle kennen – vielleicht benutzt du sie sogar selbst. Konnte auf einem Buchcover eine so alltägliche Schriftart Platz finden? Ich überlegte eine Zeit lang, betrachtete den Coverentwurf immer wieder, wurde dadurch nicht klüger. Irgendwann schickte ich eine Mail an Attila, in der ich ihn darum bat doch den Untertitel in einer anderen Schriftart zu versuchen. Gleich darauf bereute ich es, diese Mail überhaupt verfasst zu haben, denn irgendwie passten die beiden Schriftarten ja doch zu Blassrosa.... perfekt sogar... Das Vertraute und das Unbekannte - und doch harmonierte beides wunderbar mit einander - genau wie in meinem Roman.

Schnell schrieb ich eine Mail an Attila, in der ich mich für meine Unentschlossenheit entschuldigte und ihm mitteilte, dass ich sehr zufrieden mit seiner Arbeit war. Voller Freude zeigte ich das Cover einigen Familienmitgliedern und engen Freunden. "Jetzt muss nur noch was g'scheites drin stehen.", sagte mein Vater daraufhin. Davon kannst du dich natürlich gerne überzeugen (falls du das noch nicht getan hast).

Falls du Blassrosa schon einmal live erlebt hast, sind wir uns sicher einig, dass das Cover in natura, mit dem Hochglanz-Effekt sogar noch hübscher ist. Vor kurzem wurde es für den "Beauty and the Book-Award" vorgeschlagen. Auf dieser Webseite wird das schönste Buchcover gesucht. Um zu voten musst du einfach nur auf den Link und dann auf den rosa (welch Zufall!) Schmetterling unten rechts klicken. Ich freu mich über deine Stimme!

http://beautyandbook.com/?keyword=blassrosa


Danke für deinen Besuch!
Blogeinträge
Search By Tags
Pas encore de mots-clés.
Follow Us
  • Facebook Classic
  • Twitter Classic
  • Google Classic
bottom of page